7.7.07

Thüringenultra 2007


In Fröttstädt startete der erste Thüringenultra, der neben der Hauptstrecke über 100 km auch die Möglichkeit für für Staffeln über 4 x 25 km und 2 x 50 km bot.
Gemeinsam mit Katrin nahmen wir die 2 x50 km in Angriff. Es war für uns beide der erste Ultra und ein tolles Erlebnis.

Hier ist der Bericht von Katrin und viele Bilder sind da.

Meinen Bericht für  http://www.laufen-aktuell.de/ könnt ihr hier auch nachlesen.





Es ist Sonnabendnachmittag. Schnatterinchen Kathrin und ich sitzen in Fröttstädt auf der Terrasse. Wir sind glücklich und haben beide unseren ersten Ultra geschafft. Und doch sind wir etwas kleinlaut und bescheiden in Anbetracht der ins Ziel kleckernden 100 km – Ultras, die alle noch unverschämt gut aussehen. Ein Ultra – Duathlon aus 50 km Laufen und 50 km Groupen wirkt dagegen gar nicht so groß.


Irgendwie ist mein Traum der SM auf dem Rennsteig. Auch nach dem fünften Marathon ist mir der Sprung dahin noch zu groß und ich hielt Ausschau nach einem kleinen Ultra. Da fand ich in den Tiefen des Internets die Informationen zum Thüringenultra, der auch ein 2x50 km Staffel anbietet. Das wäre es, der erste Ultra durch den Ort meiner Kindheit (Friedrichroda).

Kathrin ist leicht rumzukriegen !!!– zumindest was die Teilnahme an tollen Landschaftsläufen betrifft. (Hinsichtlich der landläufigen Bedeutung des Begriffes kann ich nichts über Sie sagen). Mit ihr wird die 2x50 km Staffel komplett. Zu meiner Erleichterung will sie die erste Hälfte laufen, was eine Startzeit von 5:00 Uhr, einen Kilometer und 200 HM mehr bedeutet. Fräse bietet an, uns auf dem Rad zu begleiten, was mich sehr freut, kann ich doch nun einen anderen Titel als „Jörg allein im Wald“ für meinen Bericht wählen.

Freitagabend treffen wir uns mit unserer 4x25 km Staffel, den Endorphin-Junkies SarahBoo und Mattin, Gast Roland, dem Organisator Guntero und XXX, der sich ganz heimlich angemeldet hatte.

Disziplin 1 – Groupen

Als am Sonnabend mein Wecker klingelt, ist Kathrin schon eine Stunde unterwegs. Ich frühstücke in Ruhe und fahre mit meinem Pa los. Bei km 29 ist die Verpflegungsstelle am Gehege (was heute ein Hundeplatz ist), wollen wir Kathrin das erste mal treffen.

Wir sind zeitig (ca 7:30) da und können ein bisschen das Treiben beobachten. Noch kommen viele 100 km –Läufer, die schon 4:00 gestartet sind und die ca. 700 HM sicher kräftesparend teilweise gegangen sind. An der Verpflegung bleiben sie ruhig stehen, wählen aus, schwatzen ein bisschen bevor sie weiter traben. Zuerst kommen in Folge Fori XXX zusammen mit Gast Roland, der sich über die kalorienreduzierten Fruchtsäfte beklagt. Aubry von der 4x25 km Staffel muss mich ansprechen, da ich ihn nicht gleich erkenne, dann kommt Guntero lächelnd und schließlich SarahBoo. Kathrin und Fräse kommen etwas später als erwartet – sie sieht noch gut aus, beklagt sich aber über Krämpfe und die Temperaturen – es sind 13 Grad und der Wind ist kalt.


Fünf Kilometer weiter am Kleinen Inselsberg ist es mit 11° noch kälter. Wir kennen die Abfolge und treffen außerdem auf Aubrys nette Frau Conni. Katrin überlegt, ob sie nach ihren 51 km mit mir noch eine Etappe mitlaufen will!



Wir müssen uns beeilen, denn nach 5 km, bei km 39 ist die nächste Verpflegungsstelle wieder an einer Straße. Die Abfolge ist gleich. Aubry überrennt fast den Verpflegungsstand, die Eingeweihten kommentieren, dass es nur ein Staffelläufer sein kann. Kathrins entspanntes Gesicht steht im Widerspruch zur Klage über Krämpfe. Ich laufe ein Stück mit ihr bis zur Verpflegung, dann verschwindet sie auf der anderen Straßenseite auf einen Trampelpfad in den Wald



Beim Wechsel in Floh ist ein kleinen Treffen. Man kann ein bisschen in der Sonne schwatzen – hier im Tal ist es angenehm. Dann geht es schnell – Kathrin kommt die Serpentinen den Berg herunter und übergibt mir den Chip.



Disziplin 2 – Laufen

Eine Lauffreundinn hatte mir ein paar Tage vorher Glück gewünscht und mich gewarnt: "Gestern habe ich mir die ersten 6,5 km bis zum Rennsteig angeschaut - sprich langsam hochgejoggt bzw. gegangen - ist ganz fies !! 370 Höhenmeter auf 6,5 km."
Dem ist nichts hinzuzufügen, so war es. Allerdings waren die Steigung natürlich nicht gleichmäßig, sondern es wechselten sich immer wieder flache Passagen mit steileren ab. An den steilen ging ich, um Kraft zu sparen. Entschädigt wurden wir mit kitschigen Bildern von weidenden Kühen auf Bergwiesen. Ich überholte einige 100 km – Läufer und hatte ein schlechtes Gewissen- sie hatten über 50 km in den Beinen. Irgendwann waren wir auf dem Rennsteig an der Ebertswiese. Hier war ich das einzige mal unsicher wegen des Weges, sah ich doch lange keine Markierung. Hatte ich einen Abzweig übersehen. Wanderer bestätigten mir, dass auch vor mir Läufer waren. Bald hatte mich Fräse auch wieder mit dem Fahrrad eingeholt – bei den vorherigen langen steilen Anstiegen auf losem Boden war man als Läufer im Vorteil.

Auch bergab konnten Läufer im Vorteil sein, so an den steilen Begrabpassagen mit losem Schotter. Dafür überholte ich Gunter und konnte eine Weile mit einem alten Mitschüler schwatzen, der ihn ein Stück begleitet. Hier ist mal ein Einschub fällig:

Was ist anders beim Ultra?

Überholen:
Kaum ein Überholmanöver läuft ohne kurzes Gespräch. Bereitwillig passt man das Tempo an, um mal eine Weile zusammen zu laufen.


Verpflegungsstellen:
Kein Gedränge und schnelles Greifen. Man schwatzt mit den hier total freundlichen Helfern. Es gibt Brote, Salzstangen und auch loses Salz


Frauen:
Läuft man beim HM meist hinter schlanken Frauen hinterher, sind die Marthoninnen, von denen man überholt wird, meist schon dünn. Beim Ultra werden die Figuren wieder kräftiger. (OK, 5 € in die Machokasse)


Männer:
Der Anteil der Zausel ist überproportional. – gestylte Läufer fehlen völlig. Körperbau ähnlich wie bei Frauen, wenn auch nicht so auffällig.


Durch das schöne Spitteltal an Felsen vorbei verloren wir auf den nächsten 5 km wieder 300 HM. In Tambach wurde ich vom Sprecher als Kathrin begrüßt – ich hätte die Staffelmeldung, wohl doch in richtiger Reihenfolge machen sollen. An der Verpflegungsstelle griff ich zu Salzstangen, die kulinarische Laufentdeckung. Schon vor Tambach wurden die Wege besser und die nächsten 10 km hatte ich ausgiebig Gelegenheit mir Fräse zu schwatzen. Dadurch vergingen Zeit und Weg wie im Fluge. Überhaupt war er einfach ein toller und fürsorglicher Fahrradbegleiter, ohne den ich es sicher nicht so gut geschafft hätte.



Die Wechselstelle für die 4x25 km in Finsterbergen lag auf halber Höhen des letzten der kilometerlangen Anstiege. Ich freute mich, meinen Pa und Kathrin wieder zu sehen. Oben auf dem Berg angekommen, führt der Weg steil bergab nach Friedrichroda. Hier begann das schönste Stück der Strecke auf breiten Waldpromenaden unter hohen Bäumen ohne große Höhenunterschiede nach Tabarz. Es waren Wege auf denen ich als kleines Kind mit meinen Eltern schon spazieren ging.

Kurz vor der Verpflegungsstelle bei km 85 hatte ich einen Hänger. Es fiel schwer, wenn ich auch nicht ins Zweifeln kam. Die Verpflegungsstelle hatte dann aber zwei Überraschungen. Hier warteten meine Frau und meine Mutter - also Lächeln und wenigstens die letzten Schritte des Berges laufen. Außerdem stand hier unser 100 km – Fori XXX. Er sah noch gut aus, wenn er auch etwas jammerte, er sei platt – na ja bei km 85 für ihn. Wir beschlossen gemeinsam weiter zu laufen. Ob das für mich neue Gel oder die neue Begleitung die Ursache waren, mir ging es wieder gut. In Tabarz hatten viele Einwohner Tische mit Getränken rausgestellt – ich nahm einen kleinen Jungen dankbar ein Becher Wasser ab. XXX redete nur noch soviel wie andere Läufer im Normalfall, ganz frisch war er wirklich nicht mehr. Auch wenn wir die Berge lange hinter uns gelassen hatten und der Inselsberg zu uns hinunterschaute blieb das Gelände recht hüglig.

 Kurz vor der Verpflegungsstelle bei km 95 kam uns XXX seine Freundin entgegen, die mit ihm ins Ziel laufen wollte. Als sie zur ausgiebigen Brotzeit an der Verpflegungsstelle ansetzten, lief ich mit Fräses Radbegleitung langsam weiter – bei dem jungen Glück ist jeder andere überflüssig. Schon nach 6 min kam als Überraschung das Schild „km 97“. Jetzt auf ebener Strecke durch ein Gewerbegebiet und über lange Dorfstraßen näherten wir uns dem Ziel. Fräse trieb mich an, als ich noch mal kurz ins Gehen verfiel. Da war Kathrin, der Zieleinlauf – geschafft.


Es ist Sonnabendnachmittag. Kathrin und ich sitzen in Fröttstädt auf der Terrasse. Wir haben beide einen schweren und tollen Lauf in herrlicher Landschaft und bei bester Organisation gehabt. Beide sind wir im 6:30 Schnitt gelaufen. Sie hat auf 50,4 km 1147 HM gehabt, bei mir waren es auf 49,6 km nur 934. Wir sind 10:53 h gelaufen und Vierte (und damit Letzte) bei den Mixstaffeln geworden. Wir sind stolz es geschafft zu haben und fühlen uns als Staffelläufer doch etwas klein in Anbetracht der ins Ziel kleckernden 100 km – Ultras, die alle noch unverschämt gut aussehen.

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